Bis 2008 führte die Grund- und Hauptschule der Stadt Adelsheim eigentlich keinen eigenen Namen, der über die Nennung der Schulart und des Schulortes hinausging. Die frühere Bezeichnung "Volksschule Adelsheim" wurde in den 1960er Jahren durch "Grund- und Hauptschule Adelsheim" ersetzt und entwickelte sich schließlich weiter zur "Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Adelsheim", abgekürzt "GHWRS".
Schon seit längerem gab es daher Überlegungen, der Schule zum 50. Jahrestag einen Namen zu geben, der sie aus der Masse der "namenlosen Schulen" heraushebt.
Der Name sollte einen Bezug zu Adelsheim, zum Standort der Schule, haben. Es sollte der Name einer Persönlichkeit sein, die in userer Region "Geschichte geschrieben" hat. Was lag also näher, als sich mit der Geschichte unserer Stadt und der damit untrennbar verbundenen Geschichte der Ritter von Adelsheim zu befassen.
Dabei fiel mehrmals der Name "Martin von Adelsheim". Doch wer war dieser Martin von Adelsheim, wann lebte er und welche Zeugnisse seines Wirkens sind heute noch in Adelsheim vorhanden?
Um die historische Bedeutung dieser Person besser beurteilen zu können, wurde der Historiker Dr. Kurt Andermann vom Generallandesarchiv in Karlsruhe, ein ausgewiesener Kenner unserer lokalen Geschichte, um eine zusätzliche Bewertung gebeten.
Als nun auch dieser Experte die Bedeutung von Martin von Adelsheim (+ 1497) für die Geschichte unserer Stadt bestätigte, war ein Namensgeber für unsere Schule gefunden.
Hier einige Zitate aus der Bewertung von Dr. Andermann:
"Martin von Adelsheim (+ 1497) war ein Sohn des Zeisolph von Adelsheim und seiner Gemahlin Reiza von Pfedelbach; seinerseits war er vermählt mit Anna von Stetten (+ 1502). Von seinem Lebenslauf sind nur Bruchstücke bekannt; nicht einmal sein Geburtsjahr wissen wir. Gemeinsam mit seinen Brüdern und Vettern war Martin Ganerbe und mithin Teilhaber an der Herrschaft in Burg und Stadt Adelsheim. Wie sehr er sich diesem Stammsitz seiner Familie verbunden fühlte, kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass er einen Neubau der (damaligen) Pfarrkirche St. Jakob veranlasste (1489), in ihr ein bemerkenswertes Sakramentshäuschen (1494) und einen Ölberg stiftete sowie - als Anbau - eine Grabkapelle für sich und seine Angehörigen.
Martin verpflichtete sich dem Erzbischof und Kurfürsten von Mainz, der ihm seine Ämter Wildenburg bzw. Amorbach, Miltenberg und Krautheim anvertraute, das heißt ihn zu seinem obersten Amtmann im ganzen Erzstift südlich des Mains und östlich des Neckars machte. Die Wertschätzung und das Vertrauen, die Martin von Adelsheim von vielen Seiten entgegengebracht wurden, zeigen sich auch darin, dass er verschiedentlich als Vermittler und Schiedsrichter gebeten wurde. Darüber hinaus scheint er ein wohlhabender Mann gewesen zu sein. Seine Nachkommenschaft im Mannesstamm erlosch 1563 mit seinem Urenkel Sebastian.
Als ein wesentliches Selbstzeugnis von Martin von Adelsheim ist sein Grabdenkmal in der von ihm gestifteten Grabkapelle bei der Adelsheimer Jakobskirche überliefert. Man darf annehmen, dass er dieses Epitaph selbst in Auftrag gegeben und folglich die besondere, von allen anderen Denkmälern der Kirche abweichende Gestaltung selbst ausdrücklich gewünscht hat. Während nämlich alle anderen figürlichen Denkmäler in der Jakobskirche die Verstorbenen nach damaliger Art in voller Rüstung und mit allen ritterlichen Standesattributen zeigen, hat Martin sich selbst gewissermaßen "in Zivil" darstellen lassen. Gekleidet in einen pelzverbrannten, weiten und faltenreichen Mantel, kniet er bloßen Haupts mit gefalteten Händen in aufrechter und stolzer Haltung an einem Betpult, den Blick fest nach vorn gerichtet. Natürlich fehlen auch bei ihm nicht die Wappen, die seine adlige Herkunft dokumentieren: Aber diese heraldische Ahnenprobe genügte ihm zum Nachweis seines Standes. Im übrigen kam es ihm, der die Kirche und wichtige liturgische Ausstattungsstücke in ihr gestiftet hatte, vor allem darauf an, im Bild über den Tod hinaus am Gottesdienst in "seiner" Kirche teilzunehmen und als frommer Mann der Errettung seiner Seele entgegenzusehen. In dieser erkennbaren Gottesfurcht und Sorge um sein Seelenheil ist er gewiss typisch für das ausgehende Mittelalter, für eine weit verbreitete Heilssehnsucht am Vorabend der Reformation. In seiner Kleidung und Haltung jedoch, die beinahe an einen Gelehrten erinnern, trägt er eine für seinen Stand und seine Zeit ganz und gar nicht alltägliche Werteorientierung und Prioritätensetzung zur Schau."
Martin von Adelsheim war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die im Mittelalter in Adelsheim und darüber hinaus das öffentliche Leben mitbestimmt und mit gestaltet haben. In Adelsheim selbst erinnert uns die von ihm gestiftete Jakobskirche aus dem Jahr 1489 an sein Wirken. Auch das von seinem Sohn Sebastian im Jahre 1504 erbaute Oberschloss ist noch heute ein Zeugnis aus dieser Zeit.
Nachdem die Schulkonferenz und auch der Gemeinderat diese Namenswahl bestätigt haben, trägt unsere Schule fortan den Namen
„Martin-von-Adelsheim-Schule".
So hat die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Adelsheim zu ihrem Geburtstag und zum Abschluss der Umbau- und Erweiterungsarbeiten auch noch einen eigenen Namen bekommen; wahrlich ein schönes Geschenk.
Diese Namensgebung soll die Gemeinsamkeit innerhalb der Schulfamilie fördern und zugleich ein Zeichen sein für die Verbundenheit der Schule zu unserer Stadt und ihrer Geschichte.